Der Alta Expresión ist der Stolz des Hauses Valsanzo (Grunddaten, siehe VKN T-Sanzo 2006). Die Trauben des Rioja-Cuvees, 60 Prozent Tempranillo, 40 Graciano, stammen aus den besten Lagen des Unternehmens mit sandigem, kieseldurchsetzten Lehmböden über tiefem tonigem Untergrund. Nach Spontangärung mit wilden Lokalhefen, 21 tägiger Mazeration und Malo-Gärung in neuen US-Barriques wurde der Wein in neuen getoasteten un- garischen Barriques ausgebaut und kam nach Eiweissklärung für zwei Jahre Lagerruhe auf die Flasche.
9500 0,75-Liter-Exemplare wurden davon hergestellt im Jahr 2001, das als herausragendes Rioja-Jahr gilt. Weinmacher Rodriquez verspricht auf dem Rücketikett, der Wein könne bei Lagerung "noch mehr an Öligkeit und Fleischig- keit" gewinnen.
Da zieht man nach all der Vor-Info trotz eines Preises von nur 12,90 (ab Gut 11.48, im deutschsprachigen Handel bis 15 Euro) mit Erwartung den Korken - aber dann nicht den Hut.
Der am Rand ins Bräunliche spielende Wein hatte bei 18 Grad im großen Glas die Nase gelockt mit angenehm abgehangenem Wildluderton, Waldfrucht und nicht übertriebener Eiche. Die Zungenspitze wird noch begrüßt von einer gewissen Kirschigkeit. Aber schon am vordersten Gaumen schlägt der Wein abrupt um in eine bittersaure Leere, die Kaumuskellähmung verursacht. Insofern hat man für den Kurzabgang dankbar zu sein.
Das Dr.Jekyll&Mr.Hyde-Erlebnis wiederholt sich mit jedem Schluck über Stunden. Auch zur Nachprobe zweiten Tages wären Punkte nur als Strafpunkte zu vergeben.
Ob verkostete Flasche mit der Nummer 5036 oder die ganze Produktion eine Niete ist, erwiese sich erst mit weiteren Flaschen des Alta Expresión. Freiwillig für 12,90 grusele ich mich jedoch lieber im Kino.