Willow Bridges Weinmacher Rob Bowen verspricht auf dem Rücketikett des Gutsshiraz schwarzen Pfeffer, Kirschen, Jobeeren, balanciert durch eleganten Eicheneinsatz, ja sogar mundfüllende Geschmackskomponenten, die den Gaumen zum Vibrieren bringen.
Undekantiert bei 18 Grad im großen Glas bietet der 2002er von mittlerem Granatton mit Pfeffer, Minze und leicht bittermandelig duftend Marzipanhaftem eine animierend offene Nase. Die verliert sich aber derart schnell wie der Wein auch am Gaumen sich derart dünne macht zu einem hastigen Abgang in dem Säure und grüne Tannine aufeinander drängeln. So schnell schwindet der Geschmack des Weines selbst in nach Öffnung wieder geschlossener Flasche binnen einer Stunde vermehrt, das von Fluchtversuch die Rede sein muß. Positiv läßt sich nur melden: Weder Eiche noch Alkohol schlagen trotz fruchtloser 14,5 Prozent aufs Zäpfchen. Verblüfft erinnert man sich des deutlich angenehmeren 2001er Jahrgangs (VKN und Grunddaten, siehe dort). Dabei war jenes Jahr unterdurchschnittlich und 2002 durchaus ordentlich in Geographe.
Das war es? Hätte es sein können. Wäre die Flasche nicht wieder verschlossen doch noch im Kühlschrank gelandet, deren Restinhalt am zweiten Tag bei 17 Grad ins wieder große Glas wanderte. Nach Antrunk kuhäugiges Staunen zweier Augenpaare. Mitverkosterin des Vortages glücklicherweise als Zungenzeugin zugegen. Wunderliches läßt man sich lieber nicht allein widerfahren. Sonst glaubts einem hinterher ja keiner, egal, ob im Kegelverein oder Golfclub. Noch nie einen einfachen Shiraz erlebt, der ersten Tags von Bedeutungslosigkeit sich zum zweiten steigert zu einem immer noch einfachen, aber gradlinig kirschigem Shiraz fast mittleren Körpers mit ordentlichen Tanninen und säureweichem Abgang. 89 Punkte. Und das PL-Verhältnis stimmt jetzt. Für deutsche Verhältnisse. Im Einzelhandel Aussielands ist der Wein für umgerechnet 9,40 Euro erhältlich. Und das bei einer OZ-Alksteuer von rund 40 Prozent.
Red
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