Zwei Stunden dekantiert und dann erwartungsvoll den Riechkolben ins Glas vertieft: Bloß, da war nichts! Nada! Schon etwas verunsichert nahm ich den ersten Schluck und alles was ich verspürte war ein fades, belangloses Weinchen. Meine Dona schaute mich überrascht an, denn sie wußte wie meistens nicht, was ich auftischte: Weshalb schaute ich so bedröselt? Nun, meine Enttäuschung war mir wohl deutlich ins Gesicht geschrieben.
Die Gläser haben wir noch geleert aber die Flasche verschloß ich wieder und stellte sie zurück in den Klimaschrank. Dann eben doch ein kühles Bier ...
24 Stunden später ein neuer Anlauf, so richtig optimistisch war ich allerdings nicht.
Dann aber zu meiner großen, freudigen Überraschung hatte ich einen ganz anderen Wein im Glas. Üppige, intensive Aromen sprangen mir förmlich entgegen, die Aromenprofis könnten da wieder einen ganzen Strauß von Düften niederschreiben. Mir genügt es, minutenlang zu schnüffeln und mich an den vielfältigen Geruchseindrücken zu berauschen.
Auch am Gaumen war der Wein im Vergleich zum Vortag nicht ansatzweise wiederzuerkennen, so dicht, komplex und hervorragend strukturiert zeigte er sich nun. Sehr präsent und ausgesprochen nachhaltig, schon das Mundgefühl versprach einen langen Abgang mit intensiven Nachhall, und genau so kam es dann auch!
Jetzt war ich mehr als zufrieden, wenn auch mit einem Tag Verspätung! Ich möchte in diesem Moment nicht kleinlicher als Parker sein und vergebe gerne ebenfalls 95 DMP. Jkl schrieb weiter vorne zum 96er, dies sei ein Wein für Freunde der Brunellos und Prioratos, meine Assoziation ging ganz eindeutig in Richtung der großen Gewächse aus Bordeaux ,der Remírez de Ganuza müßte sich in einem line-up mit deren Vertretern wahrlich nicht verstecken (und würde auch stilistisch sehr gut hinzupassen).
Meine Empfehlung, wenn man den Wein jetzt trinken möchte: Ganz laaange dekantieren! Wahrscheinlich müssen es keine (unfreiwilligen) 24 Stunden wie bei mir sein, aber 6
Red
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